k+a 2019.2: 1000 Jahre Basler Münster | Cathédrale de Bâle : 1000 ans | Cattedrale di Basilea: 1000 anni

Als Wahrzeichen hoch über dem Rhein verleiht es dem Panorama der Stadt Basel seinen Charakter: das Basler Münster, das im Oktober 1019 in Anwesenheit Heinrichs II. geweiht und im Jahr 1500 vollendet wurde. Einem solchen Gesamtkunstwerk eine ganze Ausgabe von Kunst + Architektur in der Schweiz zu widmen, bringt zwangsläufig eine grosse Vielfalt der Themen mit sich.

So zeichnen unsere Autorinnen und Autoren das Bild eines der bedeutendsten mittelalterlichen Kirchenbauten am Oberrhein und beantworten zudem spezifische Fragen aus ausgewählten Forschungsgebieten. Gleichzeitig wird erlebbar, welchen Aufwand es für das Team der Münsterbauhütte bedeutet, diesen aussergewöhnlichen Schatz mittelalterlicher Bautradition konservierend zu restaurieren, zu hegen und zu pflegen. Münsterbaumeister Andreas Hindemann erzählt im Interview mehr dazu, mahnt allerdings – angesichts der tausendjährigen Geschichte des Basler Münsters – auch zu Bescheidenheit.

Erhältlich im Webshop der GSK.
Preis: CHF 25.00
GSK-Mitgliederpreis: CHF 17.00
Inhalt | Contenu | Contenuto:

Essay | Essai | Saggio
Ferdinand Pajor
Das Basler Münster
1000 Jahre wechselvolle Geschichte

Zusammenfassung
Das Basler Münster ist mit seinen Nebenbauten, dem Münsterplatz und der Pfalz ein einzigartiges Ensemble. Seine Ausstrahlung ist unvergleichlich:  Aus rotem Sandstein und mit bunten Dachziegeln eingedeckt, dominiert dieser Bau als Landmarke mit den beiden markanten Türmen und der Pfalz 40 Meter über dem Rheinknie die Silhouette der Altstadt. Als einer der bedeutendsten mittelalterlichen Kirchenbauten am Oberrhein ist die am 11. Oktober 1019 in Anwesenheit Kaiser Heinrichs II. geweihte und am 23. Juli 1500 vollendete romanisch-gotische Kirche ein Gesamtkunstwerk mit herausragender Ausstattung. Von der karolingischen Kathedrale, dem sogenannten Haito-Bau, über das frühromanische Heinrichsmünster bis zur Vollendung im Jahr 1500 hat eine Vielzahl von Bau- und Werkmeistern die Basilika gestaltet. Sowohl das verheerende Erdbeben von 1356 wie auch die Reformation von 1529 oder die Innen- (1852–1857) und Aussenrenovation (1880–1890) hinterliessen markante Spuren und haben den Charakter dieses architektonischen Juwels im Dreiländereck geprägt.

Interview | Interview | Intervista
Stephanie Ehrsam
«Bescheidenheit ist angebracht»
Die Basler Münsterbauhütte zwischen traditionellem Handwerk und neuesten Restaurierungsmassnahmen
Ein Gespräch mit Münsterbaumeister Andreas Hindemann über die Aufgaben der modernen Münsterbauhütte, ihre Verwurzelung in der europäischen Bautradition und persönliche Wünsche zum 1000-jährigen Jubiläum.

Dossier 1
Carola Jäggi
Die cappella sancti Nicolaj – eine spätmittelalterliche Grabkapelle im Schatten des Basler Münsters

Zusammenfassung
Die Niklauskapelle im Süden des Münster-Chors fungierte im Spätmittelalter als beliebte Grabkapelle; nicht weniger als dreissig Gräber von Klerikern, Rittern und Angehörigen des städtischen Patriziats lassen sich aus Schriftquellen für die Niklauskapelle rekonstruieren. Hinzu kommen drei Altäre, an denen in unmittelbarer Nähe zu den Grabstellen die Gedächtnismessen gelesen werden konnten. Zusammen mit den durch Emanuel Büchel (1705–1775) überlieferten Wandmalereien und den Wappen an der hölzernen Leistendecke geben sie Einblick in das Repräsentationsbedürfnis jenes Personenkreises, der im spätmittelalterlichen Basel das Sagen hatte. Vor allem aber dokumentieren sie die verschiedenen Strategien, mit denen damals versucht wurde, sich eine günstige Ausgangslage am Jüngsten Gericht zu erarbeiten und dem Vergessenwerden zu entgehen.

Dossier 2
Bianca Burkhardt, Wolfgang Werner, Johannes Miocic
Zu den Natursteinmaterialien am Basler Münster

Zusammenfassung
Die drei wichtigsten mittelalterlichen Hauptbausteine des Münsters stammen mit hoher Wahrscheinlichkeit alle aus der Region um Degerfelden und dem nördlich anschliessenden Wiesental bei Steinen und Schopfheim. Erstmals konnten vergleichende Untersuchungen die Herkunft des hellen Gesteins an der Westfassade klären. Auffällig ist, dass dieses Material zwar oft als Einzelquader eingestreut, aber stets in Verbindung mit der Degerfelder Varietät des Grobsandsteins und häufig mit dem dunkelroten Plattensandstein vorkommt. Dies gilt nicht nur am Basler Münster, sondern ist bei genauerer Analyse an zahlreichen anderen mittelalterlichen Bauten der Stadt Basel und ihrer Umgebung zu beobachten.

Dossier 3
Regula Graf
Die Chorpfeiler des Basler Münsters – ein Blick auf die Bauornamentik

Zusammenfassung
Die Erforschung der Bauornamentik an den Chorpfeilern im Basler Münster verfolgte bisher ikonographische und stilgeschichtliche Fragen. Eine Befundanalyse und versuchsweise Zuordnung der Veränderungen in die Baugeschichte fehlte. In der Autopsie der Chorpfeiler können Veränderungen, Brüche und Anpassungen in der Bausubstanz beobachtet werden. Vermutlich wurde bereits in spätromanischer Zeit der Mittelpfeiler nachträglich zur Stabilisierung der gesamten Chorpfeiler eingefügt. Die Beschädigungen an der Ornamentik der Kapitelle lassen einen Konzeptwechsel vermuten. In Analogie zur besser erforschten Krypta können Befunde mit hoher Plausibilität Restaurierungsarbeiten der Zeit des Wiederaufbaus nach dem Erdbeben 1356, der grossen Restaurierungsphase von 1567 sowie der Innenrestaurierung von 1852–1857 zugeordnet werden. Mit der Entfernung der Polychromie und der Ersetzung der je schlanksten Säulen und einzelner ornamentierter Werksteine am Sockel sind im 19. Jahrhundert die letzten grösseren Veränderungen zu verzeichnen.

Dossier 4
Fabienne Widmer
Zeichen auf Stein
Beobachtungen zum Steinmetz- und Versatzzeichengebrauch des 15. Jahrhunderts an der Westfassade des Basler Münsters

Zusammenfassung
Die Untersuchungen der Steinmetz- und Versatzzeichen an der Westfassade des Basler Münsters haben gezeigt, dass die Steinmetze selten für längere Zeit ihre Arbeiten am Bau verrichteten, sondern dass auf der Baustelle eine Fluktuation der Handwerker stattfand. Dies ist hauptsächlich anhand einzelner Zeichen am Georgsturm zu konstatieren, die teils überregionale Verbindungen zu anderen Bauwerken vermuten lassen. Wie Steinmetzzeichen am Georgs- und Martinsturm gezeigt haben, können die Zeichen auch Informationen zur Bauhüttenorganisation geben. Zum Beispiel wurden die Steinmetze nicht nur für einen Bauteil der Westfassade engagiert, sondern arbeiteten an verschiedenen Bauteilen gleichzeitig und wurden anhand unterschiedlicher Abrechnungssysteme im Tagelohn, Akkord und Verding besoldet.

Dossier 5
Hans-Rudolf Meier und Ferdinand Pajor
Baugeschichte schreiben
Über den Wandel der Methoden und die Entwicklung bildlicher Darstellungen

Zusammenfassung
Das Erscheinen des neuen Basler Münsterbandes markiert einen weiteren Schritt der Synthese breit angelegter Forschungsaktivitäten bei den Bauinventaren. Dabei spielen insbesondere die Innovationen bei den bildlichen Darstellungen – von Druck- und Aufnahmetechniken des 19. Jahrhunderts bis zu Phasenplan und 3-D-Rekonstruktion von heute – eine wichtige Rolle zur Vermittlung des Wissens. Die visuelle Kommunikation der ästhetischen Inhalte ist zweifellos einer der Schlüssel zum Verständnis des gebauten Erbes. Dies ist nicht weiter erstaunlich, orientiert sich doch ein wesentlicher Teil der Benutzerinnen und Benutzer der Inventare an Bildern.  Trotz der gewandelten Gewohnheiten und des leichten Zugriffs auf Online-Datenbanken ist das reichhaltige Angebot an Illustrationen bis hin zu 360-Grad-Aufnahmen in den elektronischen Versionen der Kunstdenkmäler der Schweiz vorrangig. Es ist spannend, die Geschichte der Inventare im Hinblick auf diese Aspekte – etwa zeichnerische Fähigkeiten oder der Einsatz nachkolorierter Fotos – zu untersuchen und zu sehen, wie schon die Pioniere der Schweizer Kunsttopographie wie etwa Johann Rudolf Rahn (1841–1912) von diesen Medien Gebrauch machten.

Dossier 6
Andrea Rumo
Die «Aussenkrypta» des Basler Münsters
Eine Krypta des karolingischen Münsters, eine bischöfliche Kapelle oder der Überrest einer verschwundenen Kirche?

Zusammenfassung
1947 wurden bei Bauarbeiten auf der Pfalzterrasse östlich des Basler Münsters die Überreste eines Sakralbaus entdeckt. Die dreiapsidiale Anlage mit seitlichem Vorraum datiert ins 9. oder frühe 10. Jahrhundert. Im Innern haben sich Altarfundamente und halbhohe, den Raum unterteilende Mauern mit vorgelagerten Sitzbänken erhalten. Aufgrund der halbeingetieften Lage wurde die Anlage als Aussenkrypta des damals archäologisch noch nicht gefassten karolingischen Münsters interpretiert. Die Bezeichnung Aussenkrypta hat sich bis heute gehalten, obwohl der architekturtypologische Begriff für Anlagen reserviert ist, die unmittelbar an einen Kirchenchor anschliessen. Diese Anbindung fehlt der Basler «Aussenkrypta» – das karolingische Münster war deutlich von dieser nach Westen abgesetzt. Vergleichsbeispiele für eine derart abgelegene Krypta sind nicht bekannt, wie ein Überblick über die Anlagen des 9. und 10. Jahrhunderts zeigt. Die Einordnung des Dreiapsidenbaus wirft weiterhin Fragen auf, denn weder die Deutung als eigenständige bischöfliche Kapelle noch die jüngst geäusserte Hypothese einer zweiten Kirche zwischen karolingischem Münster und «Aussenkrypta» vermögen restlos zu überzeugen.

Dossier 7
Dorothea Schwinn Schürmann
Das Kaiserpaar und das Königspaar
Begann die Kaiserpaarverehrung in Basel schon unter den Habsburger Stammeltern Rudolf I. und Anna?

Zusammenfassung
Bisher wurde der Beginn der Verehrung des ottonischen, heiliggesprochenen Kaiserpaars Heinrich II. und Kunigunde in Basel in der Mitte des 14. Jahrhunderts verortet. 1347 kamen nämlich – kurz vor der Basler Pestepidemie und wenige Jahre vor dem Erdbeben – Reliquien des Herrscherpaars aus Bamberg nach Basel und lösten in der Tat eine Blüte der Verehrung aus. Diese setzte aber − gemäss der hier dargelegten These − bereits im 13. Jahrhundert ein, als der 1273 gewählte König Rudolf und Königin Anna von Habsburg in Basel, dem Zentrum der habsburgischen Stammlande, ihren bevorzugten Herrschaftsort hatten. Das Münster war für die Familie wohl von grösserer Bedeutung als bisher angenommen. Es war bekanntermassen Grablege für Anna und die Söhne Karl und Hartmann. Mehrere Indizien weisen nun darauf hin, dass das Königspaar möglicherweise auch an Baumassnahmen am Münster beteiligt waren, etwa an der Neuerrichtung des Hauptportals. Mit gutem Grund hätte der König dort das ottonische Kaiserpaar in Form grosser Standfiguren verewigen lassen, war er doch Nachfahre Kaiserin Kunigundes von Luxemburg. So konnte sich Rudolf genealogisch in die kaiserliche Nachfolge stellen und seine – anfangs umstrittene − Königseignung unterstreichen. Einiges spricht auch dafür, dass das habsburgische Königspaar im Münster auch bildlich repräsentiert war. Mit der Sichtbarmachung des ottonischen Kaiserpaars an der Westfassade des Münsters um 1280 muss auch die verstärkte Verehrung des heiliggesprochenen Paars eingesetzt haben.

Dossier 8
Stefan Hess
Vom Heilsversprechen zum Hort der Künste
Das Basler Münster in Reiseberichten und Reiseführern vor 1900

Zusammenfassung
Eine bisher wenig beachtete Quelle zum Basler Münster sind Beschreibungen in Reiseberichten und -führern. Sie zeugen davon, wie die Bischofskirche und spätere Hauptpfarrkirche im Lauf der Zeit unterschiedlich wahrgenommen wurde. Im Mittelalter galt das Interesse vor allem dem reichen Reliquienschatz. Nach der Reformation zogen dagegen für mehr als zwei Jahrhunderte die Grabmäler prominenter Persönlichkeiten am meisten Aufmerksamkeit auf sich. Von der Architektur interessierten damals allein die gotischen Bauteile, die mehrheitlich positiv gewürdigt wurden. Der romanische Kernbau rückte dagegen erst ab dem 18. Jahrhundert in den Fokus der Besuchenden, die Bildwerke aus dieser Epoche gar erst ab dem frühen 19. Jahrhundert. Vor 1800 wurden ausser dem Taufstein und der Orgel fast nur nachreformatorische Ausstattungsstücke erwähnt. Für die Ausstattungs- und Nutzungsgeschichte bilden die historischen Münsterbeschreibungen wichtige Zeugnisse, doch haben sie auch zur Verbreitung von Irrtümern beigetragen.

 

Aktuell | Actuel | Attuale
Tradition und Innovation an der GV im Schloss Chillon
Die 139. Generalversammlung der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte GSK vom 25. Mai im Schloss Chillon stand ganz im Zeichen von Tradition und Innovation.

Billet de la présidente
Nicole Pfister Fetz, Präsidentin GSK
Wohin fahren Sie in die Ferien?

Publikationen der GSK | Publications de la SHAS | Pubblicazioni della SSA

  • Stephanie Ehrsam
    Auf den Spuren von Leo und Lila in Basel
    Im Herbst 2018 erschien bei der GSK das Kinderbuch Leo und Lila in Basel. Unsere vierköpfige Familie hat es getestet und kam dabei auf erhellende Einsichten.
  • Die Schlösser von Sion: Alle vier auf einen Blick in einem Kunstführer

Auslandreisen | Voyages à l’étranger | Viaggi all’estero

  • Klassisches Ägypten
    Mit Kreuzfahrt auf dem Nasser-Stausee nach Abu Simbel
  • Périgord – Midi
    Vorgeschichte, Romanik und frühe Moderne

Ausstellungen | Expositions | Esposizioni

  • PUBLIC ARP
    Hans Arp – Architekturbezogene Arbeiten

    Anhand herausragender architekturbezogener Arbeiten des Weltkünstlers Hans Arp widmen sich die Fondazione Marguerite Arp Locarno und das Kunstmuseum Appenzell dem spannenden Thema Moderne Kunst und Architektur
  • Marc Chagall zu Gast im Schloss Spiez
    Schloss Spiez präsentiert in der diesjährigen Sonderausstellung rund siebzig Werke des Jahrhundertkünstlers Marc Chagall (1887–1985). Diese stammen aus der Privatsammlung des Berner Galeristen und Verlegers Eberhard W. Kornfeld, den eine vielschichtige und innige Freundschaft mit Chagall verband. Damit bietet die Ausstellung, neben den sonst kaum gezeigten Werken, auch einen ganz persönlichen Blick auf Marc Chagall.
  • Wie wird Baukultur gemessen?
    Interessierte sollten sich schon jetzt den 4. und 5. November 2019 für die internationale Konferenz «Wie wird Baukultur gemessen?» in Genf reservieren.

Bücher | Livres | Libri

  • Bauten für die Bildung
    Ernst Spycher
    Basler Schulhausbauten von 1845 bis 2015 im schweizerischen und internationalen Kontext
    Basel: Schwabe 2018
  • Der Architekt Jacques Schader (1917–2007)
    Michael Hanak
    Architektur für die Nachkriegsmoderne.
    Zürich: gta Verlag, 2018.

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