k+a 2022/3: Bauten für die Jugend

Während der letzten zwei Jahre – in Pandemiezeiten – haben sich junge Menschen auf kreative Weise den öffentlichen Raum angeeignet. Das ist an sich nichts Neues, war diesmal aber doch sehr augenfällig: Endlose Parkplätze vor Einkaufszentren beispielsweise wurden zu Versammlungsorten, auf denen auf klappbaren Campingstühlen gemütliche Palaver abgehalten wurden. Jugend macht erfinderisch und braucht grundsätzlich wenig Infrastruktur für Begegnung.

Wie aber sieht es aus mit den «Bauten für die Jugend», die mehr als improvisierte Treffpunkte sind, die als Freizeitstätten, Jugendhäuser oder einst als Kollegien dienten? Unsere Autorinnen und Autoren haben dazu vielfältig recherchiert. Die Entwicklung der Schweizer Jugendherbergen etwa, die auf eine fast hundertjährige Geschichte zurückblicken – in diesem Heft anhand ausgewählter Bauten illustriert –, zeigt, wie stark sich diese Institution im Lauf der Zeit gewandelt hat und sich dennoch treu geblieben ist. Die seit den Anfängen qualitativ hochstehende Baukultur hat sich stetig weiterentwickelt zu einer nachhaltigen Architektur, die auch heute fasziniert. An spektakulären Orten der Schweiz treffen sich Menschen aus aller Welt und aus allen Generationen.

 

Dossier 1
Zara Tiefert-Reckermann
Die Schweizer «Jugi»
Vom Massenlager mit Wolldecken zu privatem Komfort und architektonischer Nachhaltigkeit

Zusammenfassung
Die Schweizer Jugendherbergen können auf eine fast 100-jährige Geschichte zurückblicken. 1924 im Rahmen der Jugendbewegungen und nach dem deutschen Vorbild gegründet, hat sich der Verein über die Jahre immer wieder neu erfunden und weiterentwickelt. Dabei wurde von Anfang an auf eine qualitativ hochstehende Baukultur Wert gelegt. Die ersten vereinseigenen Gebäude entstanden in den 1930er Jahren wie etwa in Fällanden. Die Häuser zeichnen sich bis heute durch ihre oft wertvolle und einzigartige Architektur aus – ob historisch erhalten und umgenutzt wie in Burgdorf oder als nachhaltige, neu entstandene Architektur mit regionalem Bezug wie in Gstaad im Saanenland.

 

Dossier 2
Ernst Spycher
Jugenderfahrungen und Lebenswerk
Der Basler Architekt Hannes Meyer (1889–1954) und seine Bauten für die Jugend

Zusammenfassung
Als junger Bauleiter macht Hannes Meyer – später Direktor des Bauhauses in Dessau – in Basel Erfahrungen mit den schlechten Lebens- und Arbeitsbedingungen der Bauarbeiter. Neben den ersten Berufserfahrungen führt ihn die Auseinandersetzung mit den Reformbewegungen zu Beginn des 20. Jahrhunderts zu Erkenntnissen, die seine spätere Arbeit als Architekt und Lehrer massgeblich prägen. Er war überzeugt, dass architektonische Fragen nur in einem gesamtgesellschaftlichen Rahmen anzugehen sind und dem Architekten damit auch eine pädagogische und gesellschaftsverändernde Funktion zukommt. Ein Blick auf Arbeiten in der Schweiz und sein Wirken am Bauhaus in Dessau erlaubt eine Einordnung seines Schaffens und seiner gestalterischen Überzeugungen – vor allem bezüglich seiner pädagogischen Absichten und hinsichtlich der Fragestellung «Bauen für die Jugend». Meyers Architektur stellt stets den Menschen mit seinen sozialen Bedürfnissen in den Mittelpunkt – damit er dem anderen Menschen begegnen kann.

 

Dossier 3
Vanessa Vogler
«Stätten sinnvoller Freizeitbeschäftigung»
Eine architekturhistorische Perspektive auf Schweizer Jugendhäuser

Zusammenfassung
Jugendhäuser sind Einrichtungen, in denen sich Jugendliche ohne Konsumzwang unverbindlich treffen können und die von Sozialarbeitenden gefördert werden. Zum Bedürfnis wurden solche Treffpunkte, als sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts unterschiedlichste Jugendorganisationen formierten, die sich für eine sinnvolle Freizeitgestaltung der Jugendlichen einsetzten und dazu Räume benötigten. Erstmals wurde die Idee eines Jugendhauses an der Landesausstellung 1939 in Zürich einer breiten Öffentlichkeit präsentiert. Während in den 1950er Jahren noch grossangelegte Neubauprojekte im Vordergrund standen, fanden ab den 1960er Jahren hauptsächlich Umnutzungen bestehender Liegenschaften statt, wobei eine Vielfalt an Baugattungen vorliegt. Die Jugendhausarchitektur ist vor allem durch jugendliche Eigeninitiative, Beharrlichkeit der Trägerschaften sowie Kreativität und Suffizienz im Umgang mit bestehender Bausubstanz und finanziellen Ressourcen geprägt.

 

Dossier 4
Michael Chappuis
Les collèges jésuites
Quand la Contre-Réforme investit dans la formation de la jeunesse

Zusammenfassung
Die Jesuitenkollegien
In den zwei Jahrhunderten, in denen der Jesuitenorden tätig war (1540–1773), wurden in den heutigen Grenzen der Schweiz sechs Kollegien gegründet. Alle richteten sich zunächst in bestehenden Gebäuden ein. Später begannen Freiburg, Pruntrut und Brig mit dem Bau neuer Gebäude, die noch heute auf spektakuläre Weise das Stadtbild prägen.
Es gibt keinen eigenen Architekturstil der Jesuiten, sondern jedes Kollegium wurde entsprechend den örtlichen Gegebenheitenund der Zeit, in der es errichtet wurde, gestaltet. Dennoch weisen die Gebäude einige markante Analogien auf, an denen man sie erkennen kann. Die Funktion bestimmt die Form, so werden die langen Fassaden durch eine grosse Anzahl von Fenstern mit äusserst schlichtem Dekor gegliedert. Ausserdem besteht der Grundriss meist aus einem Flügel für die Klassenzimmer, einem Flügel für die Schlafsäle und einer Kirche, die sich um einen Hof gruppieren.

 

Dossier 5
Grégory Quin
Entre quête de l’or blanc et essor des stations de sports d’hiver
Une histoire des camps de ski depuis les années 1940

Zusammenfassung
Eine kleine Architekturgeschichte der Skilager seit den 1940er Jahren
Seit ihren eher militärischen Ursprüngen während des Zweiten Weltkriegs entwickelten sich Skilager in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts zu einer Institution in der Schweiz. Gleichzeitig wurde der Skisport immer populärer und entwickelte sich zum Massensport. Tatsächlich sind Skilager, die oft unter sehr einfachen materiellen Bedingungen organisiert wurden, ein identitätsstiftendes Merkmal der «skifahrenden Schweiz». Zahlreiche Gemeinden und Schulen investierten ab den 1960er-Jahren in die Organisation dieser Anlässe und bauten oder renovierten sogar Chalets. Auch die Unterstützung des Bundes wurde immer wieder bekräftigt, insbesondere durch das Programm Jugend+Sport, das zwar keine Infrastrukturen im eigentlichen Sinne baute, aber die Ausbildung von Leiterinnen und Leitern sicherstellte und Sportvereine oder organisierende Institutionen subventionierte.

 

KdS | MAH | MAS
Richard Buser, Axel Christoph Gampp
Die Kunstdenkmäler des Kantons Basel-Landschaft V
Der Bezirk Laufen
Der jüngste Bezirk des Kantons Basel-Landschaft war Kernland des ehemaligen Fürstbistums Basel. Zahlreiche Herrschaftsbauten zeugen davon und manche barocke Kirche. Ebenso wird auf die facettenreiche Industriegeschichte und ihre architektonischen Zeugen eingegangen. Mit Laufen Keramik und Ricola sind zwei international erfolgreich tätige Firmen vertreten. Zahlreiche öffentliche Bauten des 19. und 20. Jahrhunderts gehören zu weiteren Highlights des fünften Baselbieter Kunstdenkmälerbands.

 

Interview | Interview | Intervista
Nicole Stephan
Nur was man kennt, kann geschützt werden
Interview mit Brigitte Frei-Heitz, Denkmalpflegerin des Kantons Basel-Landschaft

 

KdS | MAH | MAS
Chantal Ammann-Doubliez, Ludovic Bender, Karina Queijo, Romaine Syburra-Bertelletto
Les Monuments d’art et d’histoire du canton du Valais VIII
Le bourg capitulaire et l’église de Valère à Sion

Une des deux collines emblématiques de Sion est présentée en détail pour la première fois grâce à une étroite collaboration entre de nombreux spécialistes de plusieurs disciplines. Il en résulte un ouvrage destiné autant aux chercheurs qu’aux amateurs du patrimoine.

 

Interview | Interview | Intervista
Nicole Stephan
Le présent n’est que le locataire de l’histoire
Interview avec Maria Portmann, conservatrice cantonale des monuments historiques, et Christophe Amsler, architecte en charge de la restauration de la basilique de Valère

 

Interview | Interview | Intervista
Ferdinand Pajor
Restauration et transmission de l’héritage architectural

 

Denkmaltage
Mehr als eine Kulisse – lebendige Orte der Freizeit
Die Europäischen Tage des Denkmals vom 10. und 11. September 2022 beleuchten historisch bedeutende Stätten der Kunst, der Erholung und des Sports, in denen wir unsere Freizeit verbringen. Das diesjährige Motto lautet «Freizeit – Temps libre – Tempo libero – Temps liber».

 

Aktuell | Actuel | Attuale
Nicole Bauermeister, Direktorin der GSK
Billet de la direction
Eine Gesellschaft wie die unsere ist stärker als die Summe ihrer einzelnen Glieder

 

Publikationen der GSK | Publications de la SHAS | Pubblicazioni della SSAS
Das Girsbergerhaus in Unterstammheim
Fachwerkbau, Museum und Schaulager

Das kurz nach 1420 erbaute Girsbergerhaus gilt als ältestes in seinen wesentlichen Teilen erhaltenes Fachwerkhaus im ländlichen Raum der Schweiz. Das aus Holz und Lehm errichtete Bauwerk, das 600 Jahre weitgehend unbeschadet überdauert hat, ist ein Faszinosum – besonders für unsere Zeit, die nachhaltiges Bauen eben erst wiederzuentdecken beginnt.

 

Auslandreisen | Voyages à l’étranger | Viaggi all’estero

  • Grosse Entdeckungsreise Saudi-Arabien
    Mit Abstechern in den jemenitisch geprägten Süden und nach Bahrain
  • Vielfalt der Königsstädte
    Jahreswechsel in Marrakesch

 

Aktuell | Actuel | Attuale
«Heute komme ich mit mehreren Anliegen.»
Citizen Science: Das Transkriptionsprojekt der Briefe von Johann Rudolf Rahn

 

Bücher | Livres | Libri

  • Erste Hilfe: Architekturdiskurs nach 1940. Eine Schweizer Spurensuche
    Stanislaus von Moos
    Zürich: gta Verlag, 2021, 448 Seiten, 285 Abbildungen, ISBN 978-3-85676-397-8, CHF 60
  • Erdbebensicherheit von Baudenkmälern
    Bundesamt für Umwelt BAFU, Bundesamt für Kultur BAK und Bundesamt für Bevölkerungsschutz BABS (Hg.)
    92 S. PDF unter www.bafu.admin.ch/erdbeben
  • Basel ungebaut
    Redaktion: Tilo Richter
    240 Seiten, 142 Abbildungen, Basel: Christoph Merian Verlag, ISBN 978-3-85616-965-7, CHF 39
  • Rudolf Steiner – eine Bildbiographie
    David Marc Hoffmann, Albert Vinzens, Nana Badenberg, Stephan Widmer
    496 Seiten, über 800 Abbildungen, Dornach: Rudolf Steiner Verlag, ISBN 978-3-7274-5336-6, CHF 104

 

Impressum | Impressum | Colophon

 

Preis: CHF 20 (GSK-Mitgliederpreis: CHF 14)
Abbildungen: 126
Seitenzahl: 72
Reihe: Kunst + Architektur
Autoren: Diverse
Artikelnummer: K+A-2022.3
Inhaltssprache: Deutsch / Französisch / Italienisch
Erscheinungsdatum: 
ISBN: 978-3-03797-806-1
Bandnummer: 73. Jahrgang, 3.2022
Verlag: Società di storia dell’arte in Svizzera SSAS
k+a 03.2022: Bauen für die Jugend